Ist die Welt wirklich das, was ich auf meinem Bildschirm sehe? Von den Freuden der Virtualität

Vortrag

Fr., 7. Juni 2019, 20 Uhr

Dr. Thomas Regehly, Offenbach a.M., Philosoph

„Die Welt ist meine Vorstellung“, heißt es gleich zu Beginn des 1. Buches von „Die Welt als Wille und Vorstellung“.

Jeder macht sich seine Vorstellungen von der Welt, die „so schön bunt“ ist. Zum einen ist diese Vorstellungswelt die Welt der Logik und der Wissenschaften, zum anderen besteht sie aus Phantasmen und Illusionen. Deshalb heißt das Motto des 1. Buches: „Sors de l´enfance, ami, reveille-toi!“ (Erwache, Freund, aus der Kindheit!) und fordert uns dazu auf, die Welt der Vorstellung zu überspringen, um zum Wesentlichen zu gelangen. Denn die Vorstellung kann nicht alles ein. Ein inneres „Widerstreben“, das sich immer wieder meldet, zeigt an, daß es falsch ist, sich mit diesen Phantomen zu begnügen, die sich zu Phantasmagorien, künstlichen Scheinparadiesen und Blasen auswachsen können.

Schopenhauer macht aus diesem zentralen Gedanken später eine sehr aktuelle Frage: „Ist denn die Welt ein Guckkasten?“ Das bedeutet, in die Sprache des Hauptwerks übersetzt: „Erschöpft sich die Welt darin, Vorstellung, d.h. meine Vorstellung zu sein?“ Die Antwort fällt - wie man sich denken – kann, negativ aus. - Für das Wort „Guckkasten“ könnten wir versuchsweise auch „Bildschirm“ sagen.

anschl. Gespräch

Dr. Thomas Regehly, Offenbach/M., ist ein deutscher Philosoph, Vorsitzender der Internationalen Jakob Böhme Gesellschaft und Archivar der Schopenhauer-Gesellschaft.
(Foto von Hartmut Franke)